|
Ein Denkmal für Sigi Maron
Gerhard Stöger | Lexikon: Musik, FALTER: Woche 19/2024 vom 07.05.2024
"Schön is' des Leb'n" hieß 1976 sein Debütalbum. Für einen kritischen Liedermacher mutete dieser so gar nicht kampfeslustig klingende Titel eher ungewöhnlich an, für diesen kritischen Liedermacher aber war er ganz typisch und genau richtig. Die zweite Schallplatte brachte die beiden grundverschiedenen Seiten dieses Sängers, der bald zur Kultfigur und später zur Legende werden sollte, im Titel auf den Punkt: "Laut & Leise".
Als Vorname des am 14. Mai 1944 in Wien geborenen Musikers stand da noch ganz ordentlich "Sigfried" auf dem Cover, erst ab 1980 sollte sein Rufname auch Schallplattenhüllen zieren. Sigi Maron, der in seinen Liedern so wunderbar schimpfen, aber eben auch so berührend zärtlich sein konnte, ist im Sommer 2016 gestorben. Zu seinem 80. Geburtstag erscheint nun im Mandelbaum Verlag ein umfangreiches Maron-Lesebuch.
Durch alte Interviews und Songtexte spricht der Künstler in "Redn kaun ma boid" selbst, dazu kommen Beiträge von Kolleginnen und Kollegen wie Beatrix Neundlinger und Peter Turrini, aber auch Verneigungen prominenter Fans wie SPÖ-Chef Andreas Babler. Die Buchpräsentation wird zur Gedenk- und Geburtstagsparty mit Auftritten von Liedpoet Konstantin Wecker, Sängerin Birgit Denk und Attwenger-Hälfte Hans-Peter Falkner.
|
|
Über den Sigi - Stadtstreife Heidi List
Kolumnen, FALTER 19/2024 vom 07.05.2024
Ein Buch über einen Herzensmenschen wird kommen. Und eine Platte gleich dazu. Heuer am 14. Mai wäre der große Liedermacher Sigi Maron 80 Jahre alt geworden. Walter Gröbchen und Margit Niederhuber haben ein Buch zusammengestellt mit Gastautörinnen wie Peter Turrini, Beatrix Neundlinger, Lukas Resetarits, Gerhard Ruiss, Fritz Nussböck, Birgit Denk, Konstantin Wecker, Robert Rotifer und vielen mehr, aber auch seine Kinder Nina und Karin und seine Frau Ingrid kommen zu Wort. Von mir gibt es auch einen kleinen Beitrag. Der handelt davon, was es von dem Sigi zu lernen gab.
Es war Mitte der 90er-Jahre, und ich habe als totales Greenhorn bei einem Musikriesen angeheuert, als Marketingperson. Ein RÄtsel, warum man mir den Job gab, hatte keinen Tau. Wie auch immer, jedes Mal, wenn ich von meinem Büro aus irgendwo hinmusste, führte mein Weg an dem EDV-Zimmer vorbei, wo Sigi in seinem Rollstuhl saß und weise war. Auch wenn man das tollste Pokerface aufhatte, schallte es durch die Gänge: "List, was ist, war wer gemein, wen soll i anschreien, brenn ma alles nieder!"
Von ihm lernte ich das, was alle von ihm zu lernen hatten: dass Kaffee im Sozialraum zu trinken war, denn der sei nicht selbstverständlich. Dass auf andere Menschen achtzugeben sei. Als einziger Sinn des Lebens. Und dass man sich gefälligst zu bilden hatte, als echte Pflicht. Wegen Sigi habe ich überhaupt begonnen, echte Zeitungen zu lesen, damit es mich nicht bei jeder Diskussion mit ihm sofort raushaute. Er war immens belesen und geschichtlich bewandert. Auf einmal habe ich mich auf Demos wiedergefunden. Einmal bin ich nicht zur Wahl gegangen, weil ein rauschiges Wochenende im Weg stand. Dafür konnte ich mir über mehrere Tage etwas anhören vom Sigi, und Sager wie "urscheliger geht's ned an Bledheit" war noch das Netteste.
Ich habe es bewundert, dass er die Unbequemlichkeit gewählt hat, denn natürlich war er wegen seiner lautstarken politischen Haltung Repressionen ausgesetzt. Das war anstrengend, für ihn und seine Familie. Und ich bin gekniet vor seiner Inkonsequenz an Tagen, an denen er wüstest über den scheißkapitalistischen Weihnachtswahnsinn gepoltert hat. Um dann in seinem kleinen Auto mit Geschenkebergen bis ans Dach zu seiner Familie nach Baden zu tuckern.
Was ich sagen will: Ich empfehle, zum Präsentationsabend am 13. Mai in den Rabenhof zu kommen. Und das Buch zu kaufen. Und dazu Sigis poetische, wütende, saulustige Lieder zu hören. Liebe.
"Schön is' des Leb'n" hieß 1976 sein Debütalbum. Für einen kritischen Liedermacher mutete dieser so gar nicht kampfeslustig klingende Titel eher ungewöhnlich an, für diesen kritischen Liedermacher aber war er ganz typisch und genau richtig. Die zweite Schallplatte brachte die beiden grundverschiedenen Seiten dieses Sängers, der bald zur Kultfigur und später zur Legende werden sollte, im Titel auf den Punkt: "Laut & Leise".
Als Vorname des am 14. Mai 1944 in Wien geborenen Musikers stand da noch ganz ordentlich "Sigfried" auf dem Cover, erst ab 1980 sollte sein Rufname auch Schallplattenhüllen zieren. Sigi Maron, der in seinen Liedern so wunderbar schimpfen, aber eben auch so berührend zärtlich sein konnte, ist im Sommer 2016 gestorben. Zu seinem 80. Geburtstag erscheint nun im Mandelbaum Verlag ein umfangreiches Maron-Lesebuch.
Durch alte Interviews und Songtexte spricht der Künstler in "Redn kaun ma boid" selbst, dazu kommen Beiträge von Kolleginnen und Kollegen wie Beatrix Neundlinger und Peter Turrini, aber auch Verneigungen prominenter Fans wie SPÖ-Chef Andreas Babler. Die Buchpräsentation wird zur Gedenk- und Geburtstagsparty mit Auftritten von Liedpoet Konstantin Wecker, Sängerin Birgit Denk und Attwenger-Hälfte Hans-Peter Falkner.
|